Faszien sind überall im Pferdekörper. Sie umhüllen alle Knochen, Muskeln und Organe. Für den Bewegungsapparat sind sie die mechanische Verbindung der Muskeln zu den Knochen. Erzeugen die Muskeln Kraft, so wird diese über das Bindegewebe an das Skelett übertragen und in Bewegung umgesetzt. Die Faszien dienen aber nicht nur der Kraftentwicklung, sondern wirken auch als Stoßdämpfer, etwa wenn Ihr Pferd nach einem Sprung landet. Mehr über die Bedeutung des faszialen Bindegewebes für die Gesundheit Ihres Pferdes erfahren Sie hier.
Die Faszien eines Pferdes reagieren schon auf den feinsten Druck mit einer Senkung des Tonus und verbesserter Beweglichkeit. Der Therapeut streicht dafür mit seinen Unterarmen, Fäusten oder Fingerspitzen ganz sanft über die betroffenen Strukturen. Sehr langsame und sanfte Berührungen haben dabei den größten Effekt. Das Bindegewebe wird dabei ganz sanft gedehnt und etwaige Verspannungen und Verklebungen gelöst.
Die Qualität der Berührung sorgt für sofortige Entspannung. Das Pferd kaut ab, die Augen blinzeln und die Unterlippe hängt oft schon nach einer Minute. Der Parasympathikus wird aktiviert und das hilft der Ruhe und Regeneration.
Die Faszien eines Pferdes reagieren oft sogar noch feiner als die eines Menschen. Daher ist das Feingefühl für den richtigen Druck und die Rückmeldung des Gewebes für den Behandlungserfolg massgeblich. Am besten arbeiten Sie daher direkt mit dem eigenen Körper und verzichten auf jegliche Hilfsmittel. So spüren Sie am besten, wie das Gewebe reagiert und was Ihrem Pferd gut tut. Von Rollen oder Zahnrädern hingegen rate ich eher ab.
Ihr Pferd kann von der Faszien Mobilisation physisch und psychisch profitieren. Übermäßige Spannung im ganzen Körper ist oft ein Zeichen von Stress. Wird diese gemindert, so fühlt sich Ihr Pferd auch entspannter und gelassener.
Besonders wichtig ist die Funktionalität der Faszien auch für die Bewegungsqualität des Pferdes. Wie beim Menschen soll so der Gelenkverschleiss gemindert und gleichzeitig die Kraft und Effizienz der Bewegung gesteigert werden. Die Behandlung kann auch schmerzlindernd wirken. Je besser ein Pferd sich bewegen kann, desto glücklicher ist es in seinem Körper.
Die Verantwortung für ein Tier bringt immer auch die Sorge für sein Wohlbefinden mit sich. Auch wenn sich die Faszien Therapie positiv auf die Leistungsfähigkeit des Tieres auswirken kann, geht es nicht darum, dem Pferd immer bessere Leistungen abzugewinnen. Vielmehr soll ihm die Arbeit erleichtert werden. Je einfacher es das Pferd hat, desto angenehmer gestaltet sich die Zusammenarbeit mit dem Menschen.
Dies ist auch der Grund, warum wir im Rahmen der ersten Sitzung oft auch eine Strukturelle Bewegungsanalyse des Reiters durchführen. Denn ein steifer Reiter wird seine Steifheit beim Reiten immer auch auf das Pferd übertragen. Dieses muss nämlich durch Kompensationsbewegungen die Steifheit des Reiters zusätzlich ausgleichen. Daher gilt: Je gelöster der Reiter, desto besser bewegt sich auch sein Pferd.
Bei den meisten Pferden ist eine Behandlung in regelmäßigen Abständen sinnvoll. Die Abstände hängen davon ab, wie sich das Pferd bewegen kann und wie es geritten wird. Oft ist es sinnvoll, einmal im Monat regulierend einzugreifen, da das Tragen des Sattels, die Trense und das Gewicht des Reiters hohe Ansprüche an das Fasziensystem stellen. Einige der dafür nötigen Griffe kann auch der Halter selber lernen und ausführen. Entsprechende Seminare bieten wir an.
Die Nachhaltigkeit der Behandlung hängt stark von der Beanspruchung des Pferdes ab und ist sehr individuell. Manche Dysbalancen gehören nach der ersten Behandlungseinheit der Vergangenheit an. Bei anderen Pferden sind aufgrund der Haltung, des Anspruch des Reiters oder des Grades der Beeinträchtigung Folgebehandlungen sinnvoll. Das wird im Anschluss an die erste Behandlungseinheit besprochen.
Ein gesundes, ausreichend bewegtes Pferd braucht kein spezielles Faszien-Bewegungs-Training. Sollte das Pferd beim Reiten nur wenig oder einseitig bewegt werden, so empfehlen wir entsprechendes Bodentraining zum Ausgleich. Auch sollte das Pferd über genügend Auslauf verfügen.
Der Bewegungsapparat des Pferdes braucht ebenso wie der des Menschen ein ausreichendes Maß an Quantität und Qualität der Bewegung. Nichts ist schlimmer als Bewegungsmangel. Sorgen Sie daher zunächst dafür, dass Ihr Pferd oft genug Gelegenheit hat, sich zu bewegen. Dies gilt insbesondere bei Boxenhaltung.
Qualität bedeutet, dass man sich vielseitig bewegen soll. Die Natur hat dem Pferd bestimmte Bewegungsmuster zur Bewältigung seiner Umwelt, zum Auffinden von Nahrung, zum Vertreiben von Rivalen und Feinden und zur Flucht von Gefahren zur Verfügung gestellt. Das Pferd muss daher Gelegenheit haben, diese auch abzurufen. Sonst wird es steif und unbeweglich. Zu hohe Belastung, etwa durch Reiten, wenn das Pferd sich noch nicht versammeln kann, übermäßiges Springen oder Rennen können dem Pferd ebenfalls schaden. Sollten solche Belastungen unumgänglich sein, so muss für ausreichende Ruhephasen gesorgt sein.
Folgende Fragen werden besprochen: