Rezension: Anatomy Trains: Myofasziale Leitbahnen (für Manual- und Bewegungstherapeuten) von Thomas W. Myers

Cover Umschlag von Anatomy Trains: Myofasziale Leitbahnen (für Manual- und Bewegungstherapeuten)  von Thomas W. Myers

 

Dieses Buch (welches mir in der englischen Ausgabe vorliegt) ist eines meiner absoluten Lieblingsfächer zum Thema Faszien Therapie. Dies liegt vor allem an den hervorragenden Illustrationen und Fotos, die alle Ausführungen sehr schön ergänzen und verdeutlichen. Insbesondere das erste Kapitel, das in die anatomischen und physikalischen Grundlagen der Faszien Behandlung einführt, ist sehr ausführlich und anschaulich beschrieben und illustriert. Zusätzlich erlaubt eine extensive Referenztabelle es dem Leser, sich in alle genannten Themen weiter zu vertiefen und insbesondere relevante Studien aufzufinden. 

Wer im Internet zum Thema Myofasziale Therapie stöbert, ist unweigerlich auch bereits auf die Grafiken der faszialen Leitbahnen gestossen, die dem Buch seinen Titel geben und die auch von Menschen, die mit Herrn Myers nichts zu tun haben, immer wieder zur Anschauung dieser Theorie gezeigt werden. 

Zu dieser Theorie muss allerdings gesagt werden, dass sie so nicht nur nicht bewiesen ist, sondern selbst vom Autor bereits als revidiert gelten darf. Tatsächlich ist es widersprüchlich, zum einen von einem endlosen Netz im Körper zu sprechen und sich andererseits bestimmte Leitbahnen auszudenken. 

Man muss Herrn Myers allerdings zugestehen, dass er dies erkannt hat und seine Arbeit den eigenen Angaben nach bereits umgestellt hat. (Mehr dazu: Jean-Claude Guimberteau: Faszien - Architektur des menschlichen Bindegewebes. 1. Auflage 2016 Seite 79: Kommentar von Thomas W. Myers).

Als Leitfaden für eine Behandlungsstrategie darf die Lehre von den faszialen Leitbahnen (oder eben auf englisch “anatomy trains”) gerade aufgrund der Erkenntnisse aus dem zitierten Buch (das ich ebenfalls bald rezensieren werde) als überholt gelten - was sich vielerorts bei den Therapeuten aber noch herumsprechen muss. 

Dennoch setzt das Buch aus meiner Sicht mit seiner Liebe zum Detail, seiner Ausführlichkeit und der grafischen Darstellung höchste Massstäbe in der Faszienliteratur. Es blättert und liest sich daher mit grossem Genuss!

Ich hatte ja schon öfter geschrieben, dass man von einem übergewichtigen Ernährungsberatung keine Tipps annehmen sollte, genauso wenig wie von einem einem Schwimmlehrer, der im Wasser untergeht. Hier enttäuscht Myers persönlich leider ein wenig in dem Video “Tom Myers and Dr Robert Schleip discussing proprioception and interoception” welches Sie auf YouTube finden. Vergleichen Sie einfach mal die Sitzhaltung der beiden Herren. 

Für das Buch selber spreche ich aber eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aus. Viel Spaß beim Schmökern!

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