Serge Paoletti: Faszien: Anatomie, Strukturen, Techniken, Spezielle Osteopathie - Faszien Literatur Rezension#2

Faszien: Anatomie, Strukturen, Techniken, Spezielle Osteopathie von Serge Paoletti - Welche Faszien Bücher sind interessant?

Liebe Leser,

hier der zweite Teil meiner Rezensionen zu lesenswerten Büchern aus der Welt der Faszien. Diesmal bespreche ich ein Buch, dass sich eher an Profis und Anatomie-Nerds richtet, nämlich: 

 

Faszien: Anatomie, Strukturen, Techniken, Spezielle Osteopathie (Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH) 

Von Serge Paoletti 

ISBN: 978-3437561016

 

Dieses ausführliche und professionnel verlegte Werk richtet sich ganz klar nicht an Laien. Es vermittelt vielmehr die der Faszientherapie zugrunde liegende Embryologie, Anatomie und Gewebelehre. Hier geht Paoletti sehr ausführlich ins Detail und bietet Forschern und Wissenschaftlern ein respektables Grundlagenwerk. 

Von diesem sehr ausführlichen Teil kommt Paoletti dann zu den Aufgaben der Faszien im menschlichen Körper. Dieser Teil ist recht allgemein gehalten und bietet nicht viel Neues.

Paoletti glaubt auch an “Faszienketten”, wie von Thomas Myers propagiert (sein Buch werde ich auch noch besprechen). Er listet diese auf und fügt auch Zeichnungen hinzu. Mir persönlich liegt die französische Ausgabe des Buches vor, die graphisch einfach gehalten aber verständlich ist. Die deutsche Ausgabe scheint mir graphisch aber insgesamt noch ansprechender zu sein. 

Wer also an die Existenz oder den Nutzen dieser Faszienketten glaubt, der findet hier noch einmal Informationen dazu - wenn auch nicht in der Tiefe wie in dem Buch von Myers. 

Ich persönlich bin kein Fan dieser Theorie. 

Das Buch schliesst mit Faszientests und Behandlungstechniken. Mir ist nicht ganz klar, an wen sich diese Illustrationen und Beschreibungen richten sollen. Für das Lernen einer Behandlungsmethode sind die Informationen sicherlich nicht ausführlich genug. Vielleicht dient das gesamte Kapitel auch nur der Veranschaulichung des theoretischen Teils. 

Was der Praktier gänzlich vermissen dürfte, sind Zusammenhänge und mechanische Hintergründe, aus denen sich ergeben würde, was wann zu tun ist. Es sei denn, man geht einfach von Kopf bis Fuss vor, oder nach dem Motto “überall mal was machen”.

Fazit: Serge Paoletti vermittelt in diesem Buch ausführlich und detailliert anatomische Kenntnisse - und zwar nicht nur für die Faszientherapie.

Sein praktischer Teil ist kein Kompendium oder System, sondern eher eine beispielhafte Aufzählung von Techniken. 

Mich persönlich interessiert immer, ob ein Autor seine Kenntnisse auch sichtbar und erfolgreich an sich anwenden kann. Hier enttäuscht Paoletti leider in einem Videointerview auf YouTube, wo man ihn in schlechter Sitzhaltung mit verkürztem Nacken sieht. (Zu seiner Entlastung: Der junge Mann der ihn für eine osteopatitsche Schule interviewt und vielleicht sogar selber Therapeut ist, sitzt auch mit völlig nach hinten gekippten Becken kraftlos auf seinem Stuhl).

Ich würde sein Buch trotzdem solchen Menschen empfehlen, die sich für den Teil Embryologie, (Mikro)Anatomie und Histologie interessieren. 

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